Skip to main content

Warum man Bücher nicht verbrennen darf

Johannes Reuchlin, sein Ratschlag und der Judenbücherstreit

Vortrag von Dr. Jan-Hendryk de Boer

Freitag 1. Juli 2022 um 20.00 Uhr in der Kreuzkirche Tübingen, Payerstraße 11-13

Video-Aufzeichnung YouTube

Im Jahr 1510 verfasste der Humanist und Hebraist Johannes Reuchlin (1455-1522) ein Gutachten, in dem er darlegte, warum jüdische Bücher nicht verbrannt werden sollten. Damit griff er energisch in eine seit 1509 laufende, von Kaiser Maximilian I. unterstützte Kampagne ein, die zum Ziel hatte, den Juden in Deutschland ihre Bücher fortzunehmen und diese zu verbrennen. Reuchlin legte in seinem „Ratschlag“ (im „Augenspiegel“ 1511) dar, warum das jüdische Wissen unbedingt erhaltenswert sei. Sein Votum löste eine heftige, zehn Jahre dauernde Kontroverse aus. In ihr ging es zunächst um den Umgang mit jüdischen Büchern, bald aber auch um die Ordnung der Gelehrtenwelt insgesamt. Reuchlins Eintreten für das Judentum stellt eine wichtige Wegmarke in der Geschichte von Christen und Juden in Deutschland und Europa dar, die anlässlich des 500. Todestages des Gelehrten am 30.6.2022 neue Aufmerksamkeit verdient.

 Dr. Jan-Hendryk de Boer ist Historiker und mit einer Arbeit über Johannes Reuchlin und den Judenbücherstreit promoviert worden. Er arbeitet zurzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen. – 2022 hat er herausgegeben und übersetzt: Johannes Reuchlin: Ratschlag, ob man den Juden alle ihre Bücher nehmen, abtun und verbrennen soll, Frühneuhochdeutsch-Neuhochdeutsch, Stuttgart Reclam-Verlag, ISBN 978-3-15-01424

Veranstalter: Buchhandlung H.P. Willi, Wilhelmstr. 8, 72074 Tübingen, www.hpwilli.de